
Es war einmal in einem kleinen, magischen Dorf, wo die Sonne nie richtig schien und die Monde immer voll waren. Hier lebte ein ganz besonderes Mädchen namens Susi Spiegellos. Anders als die anderen Kinder im Dorf, hatte Susi kein Spiegelbild. Wo auch immer sie hinsah, ihr Gesicht blieb unsichtbar. Wenn sie in die spiegelnden Wasser des kleinen Flusses schaute, blickte sie nur in die glatte, ungebeugte Oberfläche des Wassers, die kein Bild zurückwarf. Ehrlich gesagt, hatte sie sich nie besonders darum gekümmert. Doch eines Nachmittags, während sie mit ihren Freunden beim Spiel im Park war, hörte sie eines der Mädchen sagen: „Oh schaut, ich habe heute einen neuen Zopf gemacht! Wie schön!“ Die anderen Mädchen beugten sich vor, um ihre Spiegelbilder im Wasser zu bewundern, und Susi fühlte sich plötzlich sehr allein.
An diesem Abend, als der Mond am Himmel leuchtete und die Stars wie glitzernde Diamanten blinzelten, kam Susi in ihrem kleinen, dunklen Zimmer ins Grübeln. „Was ist mit mir? Wie sehe ich überhaupt aus?“ Fragte sie sich. Es erinnerte sie an die Geschichten, die sie von den alten Vampiren gehört hatte, die sich ebenfalls nicht im Spiegel sehen konnten. Doch diese Vampire hatten unglaubliche Kräfte, sie waren stolz auf ihr Aussehen, selbst wenn sie es nicht sehen konnten. Susi beschloss, dass sie etwas tun musste. Sie wollte wissen, wie sie aussah und begann zu träumen, um etwas über sich selbst herauszufinden.
Am nächsten Morgen brachte sie einen großen Block Papier und Farben mit. „Ich werde Selbstporträts malen!“ rief sie aus und schwärmte vor Aufregung. Jeder strahlende Sonnenstrahl schien ihre Kreativität zu beflügeln. Sie setzte sich in den Garten, umgeben von bunten Blumen und summenden Bienen, und begann, ihre erste Zeichnung zu machen. Während sie malte, stellte sie sich vor, wie ihr Gesicht aussehen könnte. „Ich könnte lange, lockige Haare haben, helle Augen oder vielleicht ein paar freche Sommersprossen!“, dachte sie. Und so malte sie.
Susi malte und malte. Am Anfang war es alles andere als perfekt – die Farben waren wild und die Formen klumpig. Doch mit jedem Pinselstrich fühlte sie sich selbstbewusster. Am Abend hatte sie mehrere Bilder. Jede Zeichnung war einzigartig, und jedes Mal, als sie mit den Farben experimentierte, lernte sie etwas Neues über die Dinge, die sie liebte und die sie mochte.
Eines Nachts, als der Mond hell am Himmel lichtete, wollte sie sich eine letzte Zeichnung anfertigen. Dabei hatte sie eine geniale Idee. Susi balancierte ihre Kästchen mit den Stiften und Farben ringsherum und errichtete eine kleine Kunstgalerie im Freien. „Ich werde eine Ausstellung meiner Selbstporträts machen!“ rief sie aus und fand es sehr spannend.
Am nächsten Tag lud sie ihre Freunde ein: „Kommt, seht euch meine Kunstwerke an! Ich habe etwas Besonderes gemacht!“ Ihre Freunde waren neugierig und versammelten sich um die Bilder. Einige lachten über die bunten Farben, andere bewunderten ihre Kreativität. Doch als sie Susi ansahen, bemerkten sie, dass es zwar lustig sein konnte, wie sie sich selbst darstellte, es jedoch auch wichtig war zu wissen, wie man wirklich aussah. „Susi, du bist wirklich etwas Besonderes. Es spielt keine Rolle, ob du kein Spiegelbild hast, solange du weißt, wer du bist!“ flüsterte Lila, ihre beste Freundin. Die anderen stimmten zu und fügten hinzu:
„Ja, nichts ist schöner, als zu wissen, dass du du selbst bist!“
In diesem Moment kam Susi eine aufregende Idee. Sie sagte: „Lasst uns eine neue Kunstaktion machen! Wir können uns gegenseitig zeichnen und dabei denken, was wir an unseren Freunden mögen!“ Und so begannen sie, sich gegenseitig zu portraitieren. Als Susi das Bild von Lila malte, dachte sie an Lila’s fröhliches Lachen und die Art, wie sie immer half, wo sie konnte. Das machte Susi glücklich. Als die Bilder fertig waren, konnten sie nicht mehr aufhören zu kuscheln und zu lachen. Sie hatten nicht nur die Portraits, sondern auch wahre Freunde kreiert.
Susi verstand, dass sie mehr über sich selbst erfuhr, indem sie das Herz ihrer Freunde malte – sie lernte, dass die Schönheit nicht nur im Aussehen lag, sondern auch in dem, was im Inneren war. So wuchs Susi in ihren Fähigkeiten und fand den Mut in ihrer Kreativität. Am Ende des Tages wusste sie: „Sich selbst zu kennen ist der Schlüssel zum Glück!“. In der Nacht schlief sie mit einem Lächeln ein, voller Freude, die Freundschaft und das Selbstvertrauen, das sie in ihren Bildern gefunden hatte. Und von diesem Tag an war Susi Spiegellos nicht mehr traurig – sie lebte jeden Tag, als wäre es ein kunterbunter Kunsttag!